Habe ich schon mal erzählt, dass ich nicht gerade mit Geduld gesegnet bin?

Da hat man einen Termin bei seinem Arzt vereinbart und sitzt dann trotzdem mehr als eine Stunde im Wartezimmer, bis man dann endlich dran kommt. Zeit vertun, in der ich Besseres zu tun hätte.
Das Bein hochlegen, wie es der Arzt mir schon Freitag riet, ganz wichtig. Mein Sitznachbar wäre wahrscheinlich nicht so begeistert gewesen, hätte ich ihm mein Bein in den Schoß gelegt. Aber vielleicht auch ein Fehler, ihn nicht gefragt zu haben.
Aber ab und zu, so wie im Stau, muss man sich dann auch in Demut üben, Dinge so annehmen, wie sie sind. Lebenszeit einfach auch mal verschwenden.
Währenddessen, dachte ich so bei mir, könnte ich mir ja Zeitschriften ansehen, die mich nicht interessieren, geschäftliche Emails beantworten (checked), wildfremden Menschen zuhören, denen es viel schlechter geht, weil sie heute früh drei Mal hintereinander niesen mussten oder Blogs lesen (gute Idee, eigentlich immer) oder an mein Herz, an Dich denken, den Arzt fragen, ob er eine Medizin hat? Oder… den Plastikfischen in dieser Wassersäule zuschauen… fesselnd!
Und wie ich diese armen Fischlein beobachtete, fand ich meinen Arzt dann doch ganz sympathisch, dass er sich für die moderne Plastikvariante entschieden hat und keine echten, bedauernswerten Tiere eingesperrt hat.
Dann habe ich mich erinnert, dass mir jemand erzählt hat, dass er kürzlich bei seinem Metzger war, ein Geschäft, welches von mir nun nicht wirklich viel frequentiert wird ? und da jetzt neuerdings auch schon am Eingang eine Nummer gezogen werden muss. Auf Nachfrage beim Personal, was dieser Sch… jetzt soll, erklärte man ihr freundlich und knapp, dass es zwischen Kunden immer wieder Unstimmigkeiten bezüglich der „wer bekommt Reihenfolge“ kam und man sich deshalb für dieses fortschrittliche Prinzip entschlossen hat.
Wegweisend, wie ich finde. Jede Möglichkeit eines Irrtums und Kommunikation untereinander ausgeschlossen. So wird auch jede freundliche Geste, jemanden vorzulassen, ausgeschlossen. Geht ja auch nicht, wo kämen wir auch hin?
Interessehalber, weil ich ja auch grad nix anderes zu tun hatte, habe ich mal gegoogelt, was solche Systeme kosten und dachte mir, da muss der Fleischer aber ganz gut verdienen an seinem Bio- und aus der Heimat-Fleisch, produziert von freilaufenden Bauern, wenn er seinen Kunden einen solch tollen Service anbieten kann.
Ich bin mal gespannt, wo ich demnächst auch eine Nummer ziehen muss…