Wer sich auch etwas für die deutsche Geschichte interessiert, sollte unbedingt den Koloss von Rügen, die von Hitler-Deutschland geplante Ferienanlage „KdF Seebad Rügen“ besuchen. Hier sollten 20.000 Deutsche gleichzeitig Urlaub machen können. Zwischen 1936 und 1939 wurde gebaut und viele Teile wurden auch fertiggestellt. Auf 4,7 km erstreckt sich die gesamte Anlage zwischen Sassnitz und Binz.
Vorrangig vom Architekten Clemens Klotz entworfen wird hier der Größenwahn der Nazis deutlich. Die NS Organisation „Kraft durch Freude“ zeigte sich hier verantwortlich.
Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden die Arbeiten aber eingestellt, Urlaub gemacht hat da bislang niemand. Der Rohbau stand, die einfachen Zimmer 2,5 x 5m waren weitestgehend fertig. Die Festhalle, Schwimmbäder und die Wirtschaftsgebäude wurden nicht fertiggestellt. Die Säulen der Festhalle stehen noch (s.u.)
Der geplante Bau einer Kaianlage für das Anlegen von Seeschiffen und eines Aufmarschplatzes wurden nicht mehr begonnen.
Während des Kriegs nutzten die Nazis Prora als Ausbildungsstätte für Luftwaffenhelferinnen und für die Polizei, später wurde der Südflügel auch als Lazarett und als Quartier für ausgebombte Hamburger ausgebaut.
Die rote Armee sprengte 1945 Teile des Nordflügels, konnten diese aber nur beschädigen. Etwa 2km sind danach Ruine.
Nach dem Krieg wurde die Anlage für die Flüchtlingsströme ein paar Monate genutzt, bis die Sowjets ihre Truppen dort untergebracht haben. Danach NVA und später auch die Bundeswehr…
Der gesamte Komplex steht unter Denkmalschutz und ist nach dem Reichsparteitagsgebäude in Nürnberg das größte architektonische Erbe der Nazis.
Im Hauptgebäude ist auch eine sehr interessante Dauerausstellung untergebracht. „MACHTUrlaub“, so der Titel.
Im sog. Block 3 war bis 2015 seit den 90ern die Diskothek M3 untergebracht, der bis dahin größte Club der Insel Rügen. Der Betreiber Peter Weitkamp, auch Miami-Peter genannt, verstarb im Januar 2016 und prägte vor allem die Techno-Szene. Star-DJs wie Marusha legten im M3 auf. Weitkamp förderte aber auch junge Talente.
Ansonsten stehen die Wohngebäude seit vielen Jahren Gebäude leer, ein Investor hat das gesamte Gelände jetzt gekauft und baut die Häuser zu Luxus-Lofts und Büros um.
Wenn man den Schildern glauben darf, läuft das Geschäft nicht schlecht. Bauzäune überall, aber man sieht, wie die Arbeiten vorangehen.
Es gibt aber auch schöne Ecken und interessante Motive…
Und dann rückten die Bagger an…
Einen feinen Start ins Wochenende wünsche ich Euch und liebe Grüße von der Insel Rügen, die ich morgen wieder verlasse…
Ich freue mich auf das Wochenende ??