Thomas hier…

R(h)einfall

Oder: wie man sich auf die  Bewertungen auf den Portalen verlassen kann. 

Kürzlich hatte ich geschäftlich am Rhein zu tun. Wie ich das erste Mal dort war, hatte ich ein wunderbares Hotel. Dort hatte ich mir die Homepage des Hotels angesehen und war davon überzeugt, dass es gut sein sollte. Fotos weiter unten. 

Für den zweiten Besuch, hier ging es dann um die Lieferung und Inbetriebnahme von drei Systemen, brauchte ich wieder ein Hotel, da die Installationen in drei Locations an einem Tag erfolgen sollten. Die geplante Tour habe ich dann aber so gelegt, dass ich das „wunderbare“ Hotel nicht buchen konnte, weil es nicht in die Zeitplan passte. 

Auf einer der einschlägigen Plattformen habe ich dann ein Hotel mit ganz ordentlichen Bewertungen gefunden. Preis war ok und eine Pizzeria sollte das Abendessen im Hotel sicherstellen. So weit so gut. 

Nun war es so, wie es öfters ist, am Anreisetag noch kurz ins Büro und ein paar Dinge erledigen, den Bulli geladen und dann auch erst wieder später als geplant vom Hof geritten. Von unterwegs im Hotel angerufen und gefragt, wie ich an den Schlüssel komme, wenn ich später anreisen sollte. „Alles kein Problem, einfach kurz anruf, wenn da, wir sind in Hotel.“ Läuft!

Die Fahrt dahin war stressfrei, ich war früher als erwartet, kurz nach 20 Uhr, dort. Am Hotel angekommen, habe ich mich erst einmal gefreut, dass ich direkt am Hotel parken konnte. Normalerweise suchst Du Dir mit dem Bulli einen Wolf, wenn Du spät anreist. Tiefgarage ist meist nicht möglich, weil der Kasten dann doch etwas zu hoch ist. Die Höhenangaben sollte man ernst nehmen, 1,90m max. Höhe heißt dann auch maximal 1,90m und nicht etwa 1,95m. Das lernt man ziemlich schnell, wenn man sich das Dach einmal zerkratzt hat, aber so richtig. 

Also: Anreise perfekt, Parkplatz perfekt. Manchmal läufts halt. 

Köfferchen aus dem Auto, wo ist die Rezeption? Alles dunkel. Hmm. 

Eingang gefunden. Verschlossen. Restaurant dunkel. Ruhetag? 

Geläutet. Ein Herr kam dann nach geraumer Zeit und gab mir kryptisch zu verstehen, dass er auf mich gewartet hätte. Also hatte ich ein Zimmer zum Übernachten. Hurra. Alles Bestens. Einen kurzen Blick in das Restaurant liess mich schlußfolgern, dass dieses wohl länger schon geschlossen war, da die komplette Buchhaltung auf den Tischen verteilt war, wo sonst Pizzen und andere Köstlichkeiten serviert wurden. Der freundliche Herr bemerkte meinen Rundblick und meinte: „Personal Urlaub!“

Den vorbereiteten Meldeschein habe ich dann unterschrieben. Der Herr an der Rezeption hatte merklich Schwierigkeiten sich mit mir zu verständigen. Ich sprach Hochdeutsch, so gut es ein Schwabe eben kann, er eine Mischung aus Deutsch und ich vermutete Polnisch oder Russisch. Auf die Frage, wo ich jetzt (ca. 20 Uhr, wir erinnern uns) noch was zu Essen bekommen könnte, antwortete er mir immer nur: „Frusch-duck morgen sechs bis zähn hier in Wintergarten.“ Ich merkte bald, dass ich da nicht weiter kommen würde, hatte aber in der Hauptstraße ein Restaurant gesehen, welches wohl geöffnet hatte. Da wollte ich noch hin. 

Dann wollte ich den Schlüssel zu mir nehmen, das wurde mir aber verwehrt, weil der Herr der Herberge mich persönlich zu meinem Zimmer begleiten wollte. Das war auch nötig und wichtig, weil ich das Nebengebäude und das Zimmer ohne Erklärung so auch nicht gefunden hätte. 

Erster Eindruck: ein geräumiges Zimmer, das stimmte auch (als einziges) mit den Bewertungen im Internet überein. Zweiter Eindruck: eine Übernachtungsmöglichkeit mit dem Flair eines Jugendzimmers aus den 80-gern vielleicht. Bunte blau-gelbe Bettwäsche, ein kitschiger Porzellanhund am Bett, eine Beleuchtung, die sich auch durchaus für eine OP oder Zahnbehandlung geeignet hätte. Fliesen am Boden und Möbel, die wohl irgendwo übrig waren. Die Akustik glich eher dem Kölner Dom. Minibar? Kaffeemaschine? Fehlanzeige.

Aber zu meinem Erstaunen gab es eine kleine Infrarotsauna im Zugang zum Bad, die aber wohl länger schon keine nackten, zumindest lebende Menschen gesehen hatte. Es roch in etwas so, wie der angebrochene Soja-Drink im Kühlschrank nach der Rückkehr von der Geschäftsreise oder so, wie wenn man die Plastik-Schüssel im Kühlschrank öffnet, von der man nicht einmal mehr weiß, was da irgendwann „für später“ aufbewahrt wurde. Egal, es war eh zu spät für einen Wellness-Abend und wenn ich gegen 6 aufstehen würde, würde ich froh sein wenn ich das Bad finde. 

Magenknurren. Anzeichen für Hunger. Anzeichen für einen extrem niedrigen Blutzucker-Spiegel. Aufbruch. Schnell. Nahrungsaufnahme bevor die schlechte Laune kommt. 

Wenige Minuten später stand ich vor dem Restaurant. Das einzige am Ort außer der bestens bewerteten Pizzeria im Hotel übrigens. Zahlreiche Gäste sassen an den Tischen und genossen offensichtlich das Essen und die Getränke. Das mit der abendlichen Verpflegung schien dann doch noch in Ordnung zu gehen.

Also rein in das Steakhaus. Ich wurde freundlich empfangen, zu einem kleinen Tisch direkt am Kamin geleitet und auch gleich mit der Frage konfrontiert, ob ich noch etwas essen wolle. „Ja, unbedingt!“ war meine zackige Antwort und daraufhin wurde ich auf den Umstand hingewiesen, dass die Küche nur bis 21:00 Uhr besetzt wäre und ich umgehend bestellen müsse. Dieser Trick aus dem Vertrieb funktioniert immer. 

Mit der Tagesempfehlung (eine Umschreibung für die Speisen, die weg müssen) konnte ich nun gar nichts anfangen. Dass ich hier kaum eine Chance hätte, ein veganes oder vegetarisches Gericht zu bekommen, wurde mir mit kurzem Blick auf die Karte dann auch bestätigt. Kleiner Hinweis noch: „Salat ist aus“. Also, was solls, ich war ja auch unter Zeitdruck, kleines Steak mit Blattspinat und Süßkartoffel-Pommes. 

Getränk: Mein Wunsch war ein Glas trockenen Rotweins, aufgrund des Drucks, der aufgebaut wurde, hatte ich das auch so bestellt, ohne nach der Weinkarte zu fragen. Ich war ja schließlich in einer Weinbauregion unterwegs und somit guter Dinge. Was ich bekommen habe, war der Hauswein, ein, ich sags mal nett, lieblicher, Rotwein aus Kroatien. Das Wasser war aber heimisch und wie erwartet vollmundig erfrischend und richtig temperiert.

Dann kam mein Essen ziemlich flott, das Steak war gut, wenn auch durchgebraten, die Süsskartoffelpommes bekam ich am Stück, das Fett war wohl nicht besonders heiß oder alt, der Spinat aber, ein Gedicht und sehr lecker. Die Gäste hatten nach und nach das Restaurant verlassen. Ich war kaum fertig mit meinem abendlichen Mahl, da kam auch schon ungefragt die Rechnung. „Wir schließen gleich“. Rechnung bezahlt und raus. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Kein Problem, denn der Schirm und die Regenjacke waren ja im Auto. (500m entfernt)

Im Hotel angekommen, heiße Dusche, Schlafi und ab ins Bett.

Kleine Anmerkung dazu: die Duschabtrennung, bzw. die Abdichtung derer, war wohl etwas in die Jahre gekommen. Das Bad war geflutet. 

Noch eine Anmerkung: das Bett, ein Doppelbett, ich buche immer Doppelzimmer, war nur mit einer quietschbunten Bettdecke und Kissen ausgestattet. Doppelzimmer zur Einzelnutzung – da gibts auch nur eine Bettdecke und ein Kissen. Sah eher nach „du schläfst heute im Gästezimmer“ aus. Habe ich so auch ganz selten.

Das Kissen, welches hier zur Verfügung gestellt wurde, fühlte sich erst einmal bequem an, hat sein anschmiegsames Wesen aber unter dem Druck meines Kopfs massiv verändert. Mit jeder Minute die ich das müde Haupt darauf ablegte, wurde es härter und unbequemer. Am Ende (nach ca. 20 Minuten, hatte ich das Gefühl, dass ich mich an einer Bordsteinkante abgelegt hätte. Ein Zauberkissen. Oder so wie die armen Opfer*in eines Gewaltverbrechens in der Pathologie, die ihren Nacken auf so einer Edelstahl-Toblerone ablegen müssen. Von denen hat sich aber wahrscheinlich noch nie jemand ob der Unbequemlichkeit beschwert.

Nochmals aufgeschüttelt und das Spiel ging von vorne los. Die Herausforderung war wohl, noch vor der vollständigen Aushärtung des Kissens einzuschlafen. Irgendwann hat das dann geklappt  und nach einem ziemlich unruhigen Schlaf mit Nackenschmerzen und Kopfweh aufgewacht.

Frusch-duck. Büffet. Auswahl: na ja. Qualität: vom Vortrag. Das lässt sich immer ganz gut an den Käsescheiben ablesen, deren Ecken sich bereits dunkel gefärbt haben und nach oben wegstehen. Kaffee: ok. Brötchenauswahl: 1. Also keine Offenbarung, passte aber zum Gesamteindruck. 

Raus da, schnell und ab zu meinen Kunden. Ich war 10 min vor dem Termin dort. 

Noch am selben Tag bat mich meine Hotelbuchungsplattform um eine Bewertung dieses Hotels. Ich habs gelassen. Ich hoffe und wünsche dem Betreiber-Ehepaar, dass sie den Schuppen wieder auf Vordermann bekommen. Sie haben das Hotel wohl erst kürzlich übernommen. 

Ach ja und hier noch ein paar Fotos des „wunderbaren“ Hotels, welches ich vor ein paar Wochen gebucht hatte. Altehrwürdig, gepflegt und mit dem Gefühl, dass man willkommen ist. Direkt am Rhein, ein tolles Zimmer mit Blick auf den Fluss. Ein tolles Restaurant und eine Bar und ein Frühstück, so, wie ich es als verwöhnte Geschäftsreise-Diva gewohnt bin.

Wieso heißt es eigentlich DER Rhein, wenn wir doch über DIE Donau, DIE Elbe, DIE Isar, DIE was weiß ich reden? Wer kann helfen?

Gut, wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben.
Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.

Ich wünsche Euch ein wundervolles und friedvolles 2. Advents-Wochenende.
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