SPAM oder verpasste Chancen:
Kürzlich habe ich eine Email gesucht, die mir ein Kunde gesendet hat. Da ich sie in meinem Posteingang nicht finden konnte, habe ich meinen Spam-Ordner geöffnet.
Was soll ich sagen? Ich war überrascht, sehr überrascht, welche Chancen ich verpasst habe.
So hätte ich zu Rekordzinsen mein Geld anlegen können, hätte ich überhaupt kein Geld zum Anlegen, hätte ich es mir für rekordverdächtige 0,68% leihen können. Ein Erfolgsrezept? Ich leihe mir Geld zu Niedrigzinsen und lege es zu Rekordzinsen an.
Aber: ich müsste mir eigentlich gar kein Geld leihen, weil mir ein Rechtsanwalt aus den USA, der den Nachlass eines entfernten Verwandten von mir verwaltet, gegen eine Bearbeitungsgebühr auch gleich 1,2Mio$ überwiesen hätte. Wie hat der mich nur ausfindig gemacht? Eigentlich war ich schon immer der Überzeugung, dass ich einen reichen Onkel in Amerika habe.
Ein Jobangebot habe ich kürzlich auch per Messenger bekommen. Jemand von Kienbaum bot mir einen Job an, bei dem ich bis zu 30.000€ pro Monat verdienen könnte. Es braucht dafür nur einen Internetzugang und einen Computer. Es geht um Datenpflege. Auszahlung per Kryptowährung. Die Firma Kienbaum hat ihren Sitz in Taiwan, die Rufnummer, die mich kontaktiert hat, war eine Mobilnummer aus Montenegro, also schien bei diesem Angebot alles in bester Ordnung zu sein. Ich weiß immer noch nicht, warum ich nicht geantwortet habe.
Ich könnte mir aber auch eine Photovoltaik-Anlage für fast umsonst aufs Dach spaxen lassen. Der Staat fördert das dann auch und aus dem Stromverkauf erziele ich auch noch einen satten Gewinn.
Dann gibt es eines der besten japanischen Küchenmesser, wenn nicht das sogar weltweit beste, zu einem sagenhaften Einführungspreis. Das geht fast von alleine durch ein Stück Sperrholz. Darüber hinaus gibt es für meine Küchenausstattung noch eine Pfanne mit einer, aus der Raketenwissenschaft stammenden Antihaftbeschichtung, mit der ich mein Sperrholz und andere Lebensmittel ohne Anhaften anbraten kann.
Ich musste zu meinem Bedauern auch lernen, dass ich meine Office-Programme für fast umsonst bekommen könnte. Einmalig, ich glaube, es waren 49,-€ bezahlen und ein Leben lang MS Office nutzen. Das klingt doch verführerisch?
Weiter gibt es noch ein Wunderkissen, welches Schnarchen verhindert, Nacken- und Kopfschmerzen eliminiert und wahrscheinlich auch noch dafür sorgt, dass ich künftig mit vier Stunden Schlaf auskommen sollte, weil ich ja so erholsam schlafe.
Einige meiner Konten, bei Banken, bei denen ich dachte, gar kein Konto zu haben, wurden jetzt übrigens gesperrt, weil ich nicht rechtzeitig antwortete. Meine virtuellen Guthaben eingefroren.
Außerdem wurden in letzter Zeit an die 100 Warensendungen wieder an den Versender zurückgegeben, weil ich die Zollgebühren nicht entrichtet habe.
Ach ja, dann habe ich noch, mir bislang unbekannte, Töchter und Söhne, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Der Rabenvater hat nicht einmal reagiert.
All diese Angebote, Wundermittel müssen einfach revolutionär gut sein und die Androhungen müssen so wichtig sein, weil sie ja auch von unterschiedlichen Menschen versendet werden. Manchmal erreichten mich Mails zum Wunderkissen von 10 verschiedenen Personen an einem Tag.
Wenn so viele begeistert sind, muss es doch einfach nur gut sein, was da alles angeboten wird.
Ich dachte immer, ich ergreife mir gebotene Chancen und kümmere mich. Nach dem Untersuchen meines Spam-Ordners bin ich mir nicht mehr so sicher.
Wenn ich allein mit gefakten Hotelbewertungen bis zu 30.000€ pro Monat verdienen könnte, mit einer PV-Anlage auch noch satt Geld machen könnte, das dann alles auf einem Tagesgeldkonto anlegen würde…
Die KI weiß:
„Verpasste Chancen beziehen sich auf Situationen, in denen man eine Gelegenheit nicht ergriffen hat, um etwas zu erreichen oder zu erleben. Dies kann zu Gefühlen von Bedauern, Frustration oder Traurigkeit führen. Es ist wichtig, aus verpassten Chancen zu lernen und sie als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung zu betrachten. Manchmal können verpasste Chancen auch neue Türen öffnen und zu unerwarteten Möglichkeiten führen. Es ist nie zu spät, neue Wege einzuschlagen und Chancen zu ergreifen, die sich bieten.“

Ich bin traurig, frustriert und bedaure, dass ich mich nicht um all diese Chancen gekümmert habe. Künftig werde ich mich, wenn ich Zeit habe, um jede einzelne Nachricht kümmern. Damit ich diese Zeit neben meinem Tagesgeschäft habe, bestelle ich mir zuerst dieses Wunderkissen, dann habe ich schon mal ca. 3 Std. mehr am Tag. Dann kümmere ich mich auch um den nigerianischen Prinzen, der dringend jemanden braucht, sein Geld zu transferieren und meine Erbschaft aus den USA ist hoffentlich noch verfügbar.
4 Gedanken zu „Verpasste Chancen – Spam!“
Also ich würde sagen anstatt Chancen verpasst, Glück gehabt. Mich wundert immer wieder was da alles als Spam kommt. Da schickt eine Bank einen Brief mit „ihr Konto“ oder ein Paketzusteller „ihre Sendung“. Die halten die Empfänger komplett für blöd. Oder Rechtschreibfehler ohne Ende im Brief. Aber offensichtlich gibt es solche „Blöden“. Bei mir werden solche Mails nach Ankunft für die Zukunft blockiert. Wenn sie dann mit einer geänderten Absenderadresse schreiben hast du für den gleichen Anbiter schon wieder ein Spam.
Trotz allem: Einen schönen Sonntag für dich. Und immer schön die Augen aufhalten damit dein Postfach sauber bleibt.
Liebe Grüße, Harald
Hallo Harald,
diese Masche muss ja wohl funktionieren, sonst würden die das nicht machen.
Manchmal plump, manchmal raffinierter. Da macht es wohl die Menge, die man versendet und wenn einer von 1.000 unbedacht auf den Link klickt, hat sich‘s ja vielleicht schon gelohnt.
Aber da bin ich bei Dir – immer schön wachsam bleiben, ändern können wir das nicht und wenn wir der Spam-Hydra einen Kopf abschlagen, wächst ein neuer…
Schönen Sonntag
Liebe Grüße
Thomas
Lieber Thomas, bestimmt wollen Dich auch unzählige Frauen kennenlernen.
Das solltest Du Dir aber nicht entgehen lassen.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen
Michael
Ja, das stimmt. Dafür habe ich aber leider keine Zeit, weil ich ja erst einmal all die tollen Angebote abarbeiten muss…
Liebe Grüße zurück an Dich, Michael